Die Kelterei
Meine Master Thesis befasst sich mit dem Entwurf einer schwerkraftbetriebenen Keltereianlage an der Ostküste Neuseelands, die sich durch gastronomische Nutzungen ko-finanziert. Der Ausdruck dieser hybriden Typologie, die als Einschnitt in die Topographie des Weinbergs buchstäblich eine Schnittstelle zwischen Topos und der Überformung der menschlichen Kulturlandschaft definiert, soll den symbiotischen Eingriff in den Kreislauf des Weinbergs markieren.
Im unteren Geschoss findet die Weinproduktion statt, die von der raumhaltigen Holzkonstruktion des gastronomischen Teils (Hotelzimmer, Festsaal, Tasting-Room) überdacht wird. Die schwerkraftbetriebene Produktionskette von der Pressung der Trauben bis hin zur Fasslagerung macht sich das natürliche Gefälle einer Vertiefung auf dem Grundstück zunutze. Aufgrund der Lage von Neuseeland auf dem Pazifischen Feuerring und dem resultierenden Erdbebenrisiko ist der Holzbau durch spezielle Auflager von der Unterkonstruktion entkoppelt. Die Tektonik der Unterkonstruktion aus Betonfertigteil, Metallgitter und losem Gestein ist einerseits auf die Resorption von seismischer Energie ausgelegt, andererseits dem Ausgleich der Abwärme der Gärtanks sowie der gärungsbedingten CO2-Konzentration geschuldet. Semantisch verfolgt das tektonische Konzept die Repräsentation der menschlichen Transformation von der Plattentektonik zur Architektonik, von der Rebe zum Wein, vom Naturprodukt zum Kulturprodukt.
Durch die programmatische Verbindung einer landwirtschaftlichen Produktionsstätte mit einem Hotelbetrieb wird durch finanzielle Synergien mehr Idealismus für den Weinbau möglich, ohne den Tourismus überfrachten zu müssen. Gleichzeitig werden die Belange eines biodynamischen Weinbergs für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich und damit ein Bezug zur Produktion unserer Lebensmittel erfahrbar. Auch wenn es sich bei Wein um ein Luxusprodukt und nicht um ein Grundnahrungsmittel handelt, zeigt der Entwurf ein mögliches Prinzip für den Umgang mit der Kulturlandschaft des 21. Jahrhunderts. Diese Arbeit wurde mit dem BDA Preis Bayern 2019 in der Kategorie “Nachwuchspreis” ausgezeichnet.